Mit gutem Beispiel voran:Kooperativer Naturschutz in der Landwirtschaft

Ende Juni 2021. Es regnet in Strömen. „Wenn die Familienbetriebe Land und Forst Sachsen-Anhalt bei einem Antrittsbesuch solche Niederschlagsmengen mitbringen, dann solltet ihr jetzt öfter vorbeischauen“, lacht Landwirt Andreas von Graeve.

Ein Zusammenschluss von Landwirtschaftsbetrieben, Naturschutzvereinen und Behörden erprobt im Landkreis Börde neue Wege, um Naturschutz und Landwirtschaft noch besser in Einklang zu bringen. Wir waren gespannt und haben Andreas von Graeve auf seinem Landwirtschaftsbetrieb in Erxleben besucht, um uns das Projekt aus der Nähe anzusehen.

Dieser in den Niederlanden entstandene kooperativer Ansatz, auch bekannt als „Niederländliches Modell“ zur Umsetzung von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen, soll sich auch in Sachsen-Anhalt durchsetzen. „Erstmals in Deutschland und wir sind von Anfang an mit dabei“, berichtet von Graeve.

Ortstermin: Auf den ersten Blick wirken die Ackerflächen recht unscheinbar. Doch mitten auf dem Feld sollen bald Lebensräume für Erdarbeiter, Krabbler und Überflieger entstehen.

Was macht das Projekt so besonders und wie läuft die Erprobungsphase? „Die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt fungiert als Träger und Koordinator, reicht die Vergütung aus und steht für die Bilanz der Flächen in der Verantwortung. Wir Landwirte bringen unsere Fachkompetenz ein, um in der Erprobungsphase die einzelnen Maßnahmen zu verbessern, damit sie später in einem Landesprogramm besser angenommen werden“, berichtet Andreas von Graeve. So stimmen die Beteiligten miteinander die Förderung gebietsspezifischer Arten ab und setzen Naturschutzmaßnahmen gemeinsam um. Zu einer solchen Umweltmaßnahme gehören neben Streifen mit Winter- oder Sommergetreide auch sogenannte Erbsenfenster. „Ohne Einsatz von Herbiziden, Insektiziden oder Fungiziden geht es vor allem darum, Agrar- und Umweltmaßnahmen in ihrer ökologischen Wirksamkeit zu verbessern“, so von Graeve weiter. Zielgerichtet, einfach und unbürokratisch. Von Grave: „Könnte doch ein Erfolg werden, oder!?“

Man erhofft sich von dem Projekt unter anderem positive Effekte auf die Population von Feldhamstern, Rotmilanen, Feldvögeln und Feldhasen.

Feststeht: Die Akteure im ländlichen Raum leisten oftmals einen größeren Beitrag für den Naturerhalt und die -entwicklung, als der Öffentlichkeit bekannt ist. „Klar! Schließlich geht es um unsere Lebensgrundlage, unsere Familien und damit um kommende Generationen!“, so von Graeve mit Blick auf seine Tochter Lena, die in nicht allzu ferner Zukunft den Betrieb übernehmen wird.

Spannend, wie das Pilotprojekt in der Praxis funktioniert.

Wir werden weiter darüber berichten.

Antonia Bing, 23.07.2021.